Tuesday, April 28, 2020

 

 

Die Nutzung von Gewalt als Wirkung für politische Veränderungen ist eine Taktik, die in dem vergangenen halben Jahrhundert unter der Bezeichnung „Terrorismus“ entwickelt und eingesetzt wurde. Mit der Entstehung von Terrorismus als eine soziale Bedrohung ist die Debatte um terroristische Gewalt sowie ihre Auswirkung auf das soziale System gewachsen. Bei der Analyse des zeitgenössischen Terrorismus, ist es auch wichtig den Aufstieg von früheren Terroristengruppen zu analysieren, um somit vor allem ihre Entwicklung besser verstehen zu können. In diesem Essay, werde ich den Aufstieg der West Deutschen Terroristischen Organisation, die Rote Armee Fraktion, analysieren, und ihre Verbindung mit der deutschen Studenten Widerstandsbewegungen in den 1960er Jahren näher betrachten. Durch diese Auseinandersetzung, beantworte ich die Fragen: wie hat die Rote Armee Fraktion der 68er Widerstandsbewegungen entwickelt, und wie sind diese zwei Bewegungen mit einander verbunden? 

Mit der Trennung von Deutschland in Ost und West begegnete die neue Bundesrepublik Deutschland die Herausforderung eine demokratische Gesellschaft von den Aschen eines faschistischen Regimes aufzubauen. Mit den Ausfällen der Weimarer Republik und des Dritten Reichs, jede Bewegung zu Regierungsentwicklung, würde beobachten von der Welt und das deutsche Volk, durch die Idee von Volkswiderstand. Es war innerhalb dieser Beobachtung, dass die Entwicklung von Volkswiderstand passiert ist. Volkswiderstand war ein Begriff, der nicht nur von faschistischer Angst gewachsen ist, sondern auch von der Trennung zwischen der NS und 68er Generationen. Vergangenheitsbewältigung, war ein Konzept, das von den beiden Generationen anders behandelt wurde1. Für die kriegsmüde Generation der NS-Zeit drängte sie durch überwältigende nationale Schuldgefühl vielleicht zur übereifrigen Normalität zu finden, und in den Augen ihrer Kinder waren sie taub gegenüber dem politischen Status eines Deutschlands der Nachkriegszeit. Im Gegenteil dazu, sah die 68er Generation den Schutz der Demokratie als persönlichen Kampf an. Als Ergebnis, gab es Spannungen zwischen Eltern und Kindern, eine Trennung, durch welche sich die 68er Bewegung in eine Mehrheit an Studentenbewegungen verwandelt hatte. 

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass die Motivation der generellen Jugendbewegung nicht nur eine Trennung der Generationen war, sondern auch eine politische Trennung. Innerhalb dieser neuen Generation der Deutschen war die politische Linke, die Neue Linke. Diese Bewegung wurde die kommende Ideologie sein, welche Menschen, wie Studentenführer Rudi Dutschke und RAF Mitbegründerin Gertrude Ensslin zur Welt bringen wurde. 

Die Neue Linke war eine politische Denkschule, die in den 1960er weltweit entwickelt wurde. Die Ideologie war eine Ablehnung der traditionellen sozialen Demokratie sowie der Vorherrschaft des Marxismus als der prominenten Ideologie von sozialer Veränderung.2 Die Entwicklung der deutschen Neuen Linken begann mit dem Wandel der SPD von einer Klassenpartei zu einer Volkspartei. Dieser Wandel in der Politik brachte die politische Ideologien der CDU und SPD in Einklang, und zusammen mit der großen Koalition in 1966 wurde der interparlamentarische Widerspruch beendet. Mit keinem Widerspruch im Parlament, hatte das deutsche Volk die Außerparlamentäre Opposition (APO) entwickelt. Von der Ideologie der APO kam der Anfang der Studentenbewegung. Dies fing mit dem sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und Rudi Dutschke an.3  

Die SDS war die ehemalige akademische Sektion der SPD, welche in den 1960er zur Hauptfigur der Deutschen APO wurde. Das Engagement der Organisation zu den Neuen Linken und den Fokus auf aktiven sozialen Widerstand gewann das ehemalige Subversive Aktionsmitglied Rudi Dutschke, der sich der Organisation angeschlossen hatte. Er schied als Subversive Aktion 1966 aus.4 Dutschke war ein charismatischer und fokussierter Mann, der Studentenführer des SDS wurde. Unter Dutschke versuchte die SDS Institutionen wie die Frankfurter Schule, über seine Ideen von politischen Widerstand zu informieren. Schmidtke schrieb, „Dutschke und Rabehl entwickelten eine Strategie, die darauf abzielte, Situationen zu schaffen, in denen Machtstrukturen enthüllt werden und die Teilnehmer sich unabhängig von der Autorität definieren.“5 Die Machtstrukturen die von der  SDS gewählt wurden, wurden auf drei Sektoren fokussiert:, Mangel von demokratischer Bildung, Notstandgesetze und das Springer Presse Reich.6 Demos wurden zuerst friedlich mit minimaler Gewalt gehalten, aber nachdem Benno Ohnesorg von einem Polizist bei der 1967 Berliner Demo gegen den Schah des Iran erschossen wurde, wurde die Studentenbewegung stärker. 

Mit dem Berliner Vietnam Kongress 1968 änderte sich die Atmosphäre des SDS. Der Kongress, der gehalten wurde, um Ho Chi Min und die nordkoreanische Sache Solidarität und Unterstützung zu zeigen, wurde zu einer radikalen Erfahrung. Die Studenten fühlten, dass Vietnam die Brutalität und Unterdrückung der imperialen Macht des Westens zeigte.7 Während des gesamten Kongresses zitierte und äußerte Dutschke die Ursache Che Guevaras und Fidel Castros, die jetzt beide mit Guerillakrieg und Terrorismus in Verbindung gebracht werden. Während dieses Kongresses waren auch die beiden Mitglieder der RAF, Ulrike Meinhof und Gertrude Ensslin, anwesend und gaben Vietnam später als Grund für ihre Aktionen in der Folge von Terroranschlägen an, die als deutscher Herbst bezeichnet wurden. 

Obwohl es schwierig ist, die Motivationen einer vielfältigen und großen Gruppe wie SDS zu untersuchen, ist es möglich, die Handlungen ihres Anführers Rudi Dutschke zu betrachten, um den SDS-Standpunkt des Einsatzes von Gewalt als eine Art Protest zu verstehen. Als Anführer forderte Dutschke nicht, Gewalt als Hauptentscheidungspunkt der Protesttaktik von SDS einzusetzen, und versuchte, relativ friedliche Demos als Möglichkeit zu nutzen, damit der Staat seine Rolle als Militär mit gewalttätigen Reaktionen auf "friedlichen Protest" zeigen kann. Das bedeutet nicht, dass Dutschke moralisch gegen den Einsatz von Gewalt war, sondern dass er ihn nicht als die beste Möglichkeit betrachtete, einen konkreten gesellschaftlichen Wandel zu verdeutlichen. Dutschke interagierte jedoch mit Personen die radikalisiert waren, wie beispielweise den italienischen linken Terroristen Giangiacomo Filtunelli, und war auch mit dem ehemaligen subversiven Aktionsmitglied und Kommune I-Gründer Dieter Kunzelmann, dessen Reaktion auf den „imperialistischen Staat“ aggressiv war, bestens vertraut. Laut Terhoeven die Idee, durch das eigene Handeln Reaktionen des Staates zu provozieren, welche die hinter der Liberalen Fassade verborgene, systeminhärente Gewalt für alle spürbar machen sollten, teilte Dutschke mit den späten terroristischen Gruppen.  

Es war genau dieser Aufruf zum Handeln, das den beiden Gründern der RAF Gudrun Ensslin und Andres Baader in der Kommune beigebracht wurde. Dort begannen sie erstmals die Idee von „Gesetzesbruch als Kleinkriminell Lebensform“.8 Ensslin und Baader wurden durch einen tödlichen Brand in einem Kaufhaus in Brüssel weiter galvanisiert, dessen Tragödie von der Kommune I mit Flugblättern in Propaganda verwandelt wurde. Darin heißt es, der Flammenschmerz in Vietnam müsse in ganz Europa auftreten, nicht nur in Brüssel. Diese Aktion führte zur Ablehnung der Kommune I durch das SDB und zur Motivation für Baader und Ensslin, ihre erste RAF-Tat zu begehen und ein Kaufhaus in Frankfurt im Brand zu setzen. Als die Journalistin Ulrike Meinhof, die einige Monate später der RAF beitreten sollte, nach den Gründen für ihr Verhalten gefragt wurde, antwortete Ensslin: „Wir haben gelernt, dass reden ohne zu handeln ist unrecht “.9 Eine Aussage, die gleich zu den Veränderungen durch Handeln der Ideologie von Dutschke ist. 

Ist die Ähnlichkeit der Ideologien zwischen der RAF und der SDS ein Indiz für die Zusage der SDS oder die Förderung des Terrorismus? Nein. Tatsächlich war die SDS darauf bedacht, sich von jeglichen Anzeichen von Terrorismus zu distanzieren, wie die rasche Entfernung der Kommune I zeigt, aber beide Ursachen waren aus der gleichen sozialen Frustration und Angst eines Volkes entstanden, das das Bedürfnis hatte, sie zu schützen, die Demokratie aus der Vorstellung heraus, dass der Faschismus in Deutschland nicht zum Schweigen gebracht worden sei. Wie es in Karrin Hanshews Buch „Terror and Democracy in West Germany“ beschrieben ist, befand sich die Studentenbewegung daher in einer negativen Allianz mit der RAF.10 Da die Neue Linke die zunehmende Militarisierung des deutschen Staates kritisierte, konnten sie terroristische Aktionen gegen sie nicht direkt unterstützen, unterstützten sie jedoch generelle Maßnahmen gegen die Regierung. Im Wesentlichen durfte die Neue Linke die Aktionen der RAF kritisieren, stimmte jedoch mit dem Gedanken überein, dass es einen Widerstand gegen den „Polizeistaat“ geben sollte. 

Diese negative Allianz wurde in der Debatte demonstriert, die um die Inhaftierung und Behandlung von RAF-Mitgliedern wie Meins, Ensslin, Baader und Meinhof tobte. Die Gefangenen sprachen sich gegen die Verwendung von Einzelhaft als unmenschlich aus und verglichen ihre Behandlung mit Todeslagern der Nazis wie Auschwitz. Die Gefangenen protestierten in Form eines Hungerstreiks, der mit dem Tod des RAF-Mitglieds Holger Meins endete, dessen ausgemerzter Körper Zorn und Protest unter der Linken auslöste, als die Demonstranten den Tod von Meins als einen staatlich bejahten Mord bezeichneten.  Bei der Beerdigung von Meins sollen die Deutsche dabei gewesen sein und über der Schatulle „Holger der Kampf geht weiter“ gesprochen haben, die in Solidarität mit dem toten Terroristen stand.11 Diese neuen Proteste der Linken zielten nicht darauf ab, die Terroristen zu schützen, sondern den Staat wegen Missachtung der Menschenrechte und des Machtmissbrauchs anzugreifen.  

Die Studentenbewegungen von 1968 und die Terrorgruppe die Rote Armee Fraktion werden heute noch diskutiert. Die radikalen Studentenbewegungen sollen den Geist der Sozialgegenkeit in Deutschland ausgelöst haben, und die Entstehung der RAF soll die Angst der Linken in einem Land gebracht haben, dessen ehemalige Feindschaften die Ideologien der radikalen Rechte aufrechterhalten hatten. Das Jahr 1968 und die folgenden Jahre des Terrors und des politischen Tumults bedeuteten für die Neue Linke-Bewegung in Deutschland eine interessante Wende. Als eine radikale terroristische Zelle aus der Entwicklung einer Bewegung hervorging, die darauf abzielte, das Bewusstsein und die Reform zu einer „abgelenkten Gemeinschaft“ zu bringen, mussten die 68er auf einer negativen Allianz mit der terroristischen Organisation RAF bestehen, um ihre Ideologie der Entmilitarisierung und Deimperialisierung des Staates aufrecht zu erhalten. Dies löste eine merkwürdige und komplizierte Beziehung zwischen der begehrten Studentenbewegung der SDS und den radikalisierten Mitgliedern der am meisten gefürchteten terroristischen Vereinigung Deutschlands aus. 

 


 
Notizen

Hanshew, Karrin. 2012. Terror and Democracy in West Germany. New York, New York: Cambridge University Press. 5  

Schmidtke, Michael A. 2000. "Cultural Revolution or Cultural Schock? Student Radicalism and 1968 in Germany." South Central Review (The Johns Hopkins University Press) 16 (4): 80-81 

Hanshew, Karrin. 2012. Terror and Democracy in West Germany. New York, New York: Cambridge University Press. 69 

Terhoeven, Petra. 2017. Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt. München: C.H.Beck . 24 

Schmidtke, Michael A. 2000. "Cultural Revolution or Cultural Schock? Student Radicalism and 1968 in Germany.83 

Schmidtke, Michael A. 2000. "Cultural Revolution or Cultural Schock? Student Radicalism and 1968 in Germany.83 

Sedlmaier, Alexander. 2014. Consumption and Violence: Radical Protest in Cold-War West Germany. Univeristy of Michigan Press. 87 

Terhoeven, Petra. 2017. Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt. 24 

Terhoeven, Petra. 2017. Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt. 30 

10 Hanshew, Karrin. 2012. Terror and Democracy in West Germany. 154 

11 Hanshew, Karrin. 2012. Terror and Democracy in West Germany. 155-157 

 


 
Quellen

Eichinger, Bernd. 2008. The Baader Meinhof Complex. Directed by Uli Edel. Produced by Tomas Gabris, Manuel Cuotemoc Malle Bernd Eichinger. 

Hanshew, Karrin. 2012. Terror and Democracy in West Germany. New York, New York: Cambridge University Press. 

Schmidtke, Michael A. 2000. "Cultural Revolution or Cultural Schock? Student Radicalism and 1968 in Germany." South Central Review (The Johns Hopkins University Press) 16 (4): 77-89. 

Sedlmaier, Alexander. 2014. Consumption and Violence: Radical Protest in Cold-War West Germany. Univeristy of Michigan Press. 

Terhoeven, Petra. 2017. Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt. München: C.H.Beck.